Presseinformation zum Lesbenfrühlingstreffen 2001

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Vorgeschichte:

Zur Entstehungsgeschichte einer lesbischen Tradition:

Bereits in den 20-er Jahren gab es unter Berliner Lesben die Tradition, einen gemeinsamen Pfingstspaziergang zu unternehmen.

Während der Zeit des Nationalsozialismus waren diese Zusammenkünfte stark gefährdet. Erst 1970 trafen sich Lesben erstmalig wieder öffentlich. Zwei Jahre später entstand das erste Lesbenpfingsttreffen.

Bis 1978 fanden alle Treffen in Berlin statt, erst danach begann die „Wanderschaft" des Lesbenfrühlings durch die BRD. Die Umbenennung des Pfingsttreffens in Lesbenfrühlingstreffen erfolgte 1982 in Bremen, da mit der Bezeichnung „Pfingsttreffen" alle ausgegrenzt würden, die eine andere Religion haben.

Neben der inhaltlichen Gestaltung als lesbenpolitisches Forum war es auch immer Wunsch der Veranstalterinnen, die bunte Vielfalt lesbischen Lebens zu präsentieren sowie zu mehr Akzeptanz in der Gesellschaft beizutragen.

Tausende von Frauen aus der BRD und auch anderen Staaten aus Westeuropa nahmen seit 1972 jährlich an den Treffen teil. Immer wieder gelang es auch einem Teil von Lesben aus den ehemaligen Ostländern anzureisen, bis 1989 die Mauer fiel und die Teilnahme für Frauen zumindest aus dem östlichen Teil Deutschlands nicht mehr behindert wurde. Themen wie Lesben in der Frauenbewegung, Power in der Provinz oder auch Kommerz & Solidarität bewegten jedes Jahr Tausende Lesbenköpfe und –herzen. Im Rückblick auf die jährlichen Treffen wurden Dokumentationen erstellt, die die Geschichte lesbischer Traditionen sehr spannend belegen.

 

Warum in Rostock?

 

Bereits 1990 beim Treffen in Tübingen an dem zum ersten Mal eine große Anzahl von Frauen aus dem Osten teilnehmen konnte, wurde der Wunsch laut, das Treffen endlich auch im Osten durchführen zu können.

In den folgenden Jahren wurden dieser Wunsch immer wieder geäußert.

Kurz vor der Wende existierte eine aktive Lesbenbewegung in der ehemaligen DDR. Sicher wären diese Frauen in der Lage gewesen, so ein Treffen auszurichten. Fand doch 1989 im November der erste Kongress für „Lesben im Umfeld Kirche" in Halle statt. Außerdem waren auf den Frühlingstreffen auch immer eine große Zahl von Lesben aus „dem Osten" anzutreffen. Aber nie fassten sie seither den Entschluss, dieses Treffen in einer östlichen Stadt durchzuführen. Der Frage, was aus der Lesbenbewegung –Ost geworden ist und wo all diese Lesben heute engagiert sind wollen wir auf dem diesjährigen Lesbentreffen unter anderem nachgehen.

Trotzdem hatten Rostocker Frauen in Bochum im vergangenen Jahr das erste Mal den Mut, das LFT in den Osten zu holen.

Saßen doch in Rostock seit fast drei Jahren Lesben aus verschiedenen Vereinen und Gruppierungen an einem Tisch, um eine regelmäßige Veranstaltungsreihe anzubieten.

Diese thematischen Abende wurden sowohl von Frauen aus Rostock als auch von Teilnehmerinnen aus weiter entfernteren Orten besucht.

Die Idee, mit der Durchführung des LFT im Osten Lesben aus Ost und West erstmalig auf so breitem Raum zusammenzubringen, war der Zündfunke für das LFT 2001 in Rostock!

Auf der ersten Zusammenkunft am im Juni 2000 fanden sich spontan 13 Frauen, die diese Idee mittragen wollten. Der Gedanke, ein großes Lesbentreffen in Rostock zu organisieren und damit Zeichen zu setzen für mehr Toleranz in der Gesellschaft, begeisterte alle.

So entstand bereits im Juli 2000 der Verein „LENA" e.V. in dem all diese Akteurinnen mitwirken wollten. Das Ziel des Vereins ist es,

zur Verbesserung der Lebensbedingungen von insbesondere lesbischen Frauen in Mecklenburg/ Vorpommern beizutragen, die Kommunikation zwischen lesbischen und heterosexuellen Frauen zu verbessern, sowie gesellschaftliche und individuelle Diskriminierungen ebenso wie antilesbische Einstellungen aufzudecken und zu verändern. Kunst und Kultur von Lesben sollen gefördert und Wissenschaftlerinnen, die auf dem Gebiet der Frauen und Lesebenforschung arbeiten, sollen unterstützt werden. Die Gesundheitsvorsorge von lesbischen Frauen soll durch Austausch- und Informationsveranstaltungen verbessert werden.

Als erstes Projekt dieses Vereins wurde die Durchführung des Lesbenfrühlingstreffens beschlossen.

Unter dem Motto Ost – West – (k)ein Thema unter Lesben soll nun vom

1. bis 4. Juni 2001 das erste Mal das größte bundesweite lesbenpolitische Forum in einem neuen Bundesland stattfinden.

Erwartet werden schätzungsweise 2 bis 3 tausend  Frauen aus Deutschland, westeuropäischen Ländern sowie aus einigen osteuropäischen Staaten.

Das Lesbenfrühlingstreffen kann wesentlich zum besseren Verstehen und Zusammenwachsen der Frauen aus Ost und West beitragen. Rostock bzw. Mecklenburg/ Vorpommern könnte hierbei eine Vorreiterrolle wahrnehmen. Wirtschaft und Tourismus in der gesamten Region können von dieser Öffentlichkeit profitieren. Eine gelungene Veranstaltung wird positive Pressestimmen setzen gegen die ständigen Meldungen über Rechtsradikalismus im Osten. Bereits bestehende Vorurteile über gefahrvolle Reisen in die östlichen Bundesländer könnten revidiert werden.

Je bunter sich das Land zeigt, um so anziehender und interessanter wird es. Wir Lesben aus M/V wollen dazu beitragen.

Gefragt ist hier die Unterstützung durch Politik und Wirtschaft und Gesellschaft. Ein erste Vorstellungsrunde unseres Vorhabens im Juni letzten Jahres wurde positiv begrüßt.

Inzwischen befinden wir uns in der aktiven Phase der Vorbereitung und haben bisher folgendes erreicht:

Unsere Gruppe besteht aus ca. 20 Frauen, die aktiv an der Organisation des LFT mitwirken. Unser Verein hat nach langer Suche und vergeblichen Bemühungen, die Stadthalle als Veranstaltungsort zu mieten (die Miete hätte uns in den finanziellen Ruin getrieben), geeignete Räume in Rostock gefunden: Als Forumszentrum wird die Borwinschule genutzt und für die Kultur am Abend haben wir die Eishalle gemietet. Das Programm mit ca. 130 Workshops, Seminaren, Lesungen oder Filmen ist in der Vertragsvorbereitung. Für das Abendprogramm gibt es Vorverträge mit einer Reihe von Künstlerinnen. Für den Informationsmarkt gibt es bereits eine Menge Anmeldungen von Vereinen, Unternehmerinnen, Freiberuflichen und Kleinkünstlerinnen. Für die Politpodien gibt es konkrete thematische Überlegungen sowie Vorschläge für teilnehmende Politikerinnen. Zur traditionellen Demo wollen wir eine Armada von Segelschiffen bringen.

Mit der Polizei gab es erste Vorgespräche für die Erstellung eines guten Sicherheitskonzeptes. Seit September vergangenen Jahres existiert eine Internetseite des LFT, auf der bis zum heutigen Zeitpunkt über 12000 Zugriffe waren. Die Nachfragen und das Interesse an unserem Frühlingstreffen steigen täglich.

Soweit zu den Vorbereitungen. Was uns noch fehlt sind Sponsoren, eine Gulaschkanone ohne Kanonier, private Übernachtungsmöglichkeiten, Arbeitswesten für die Organisatorinnen, Farbe und Papier für Plakate und Schilder, eine Samba – Band, ein Pferdefuhrwerk, Sanitäterinnen, ein Transporter oder Kleinbus für diese Tage, Seglerinnen, einfach ein paar Geldspenden und eben ganz, ganz viele Helferinnen vor Ort!

Bezüglich der Unterstützung durch die Stadt wünschen wir uns, dass es nicht bei Worten bleibt, denn das hat uns die Vergangenheit schon gezeigt, Worte sind oft Schall und Rauch: Die anfangs getroffene Zusage der kostenlosen Nutzung der Turnhallen und Schulen wurde später einfach ignoriert. Auf dieser Basis ist uns eine Zusammenarbeit mit der Stadt unmöglich. Wir hoffen, dass die uns gemachten Zusagen doch noch eingehalten werden. Der Stadt Rostock würde diese Unterstützung gut zu Gesicht stehen. Die Gleichstellungsbeauftragte Brigitte Thielk hat jedenfalls bisher unser Vorhaben tatkräftig unterstützt. Sie wird die Schirmfrau des LFT werden.

Für weitere Informationen und Fragen stehen wir ihnen gerne Rede und Antwort.